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Als Airlinepilot durch die Nacht – von Zürich nach Kairo und zurück

Der Auftrag an diesem Donnerstagabend ist klar: 145 Passagiere und 5 Crewmitglieder pünktlich und in erster Linie sicher an ihr Zielort zu fliegen. Dabei gilt es diverse Herausforderungen als Team zu meistern.

Überblick verschaffen

Obwohl der genaue zeitliche Ablauf bei den Airlines variiert, ist die Struktur prinzipiell dieselbe. Das erste Ziel heute Abend ist es, pünktlich um 21:15Uhr Lokalzeit die Parkbremse zu lösen, was in meinem Fall bedeutet:

  • 19:30Uhr: Abfahrt des Zuges
  • 20:10Uhr: Cockpit Briefing
  • 20:15Uhr: Cabin Briefing
  • 20:30Uhr: Ankunft am Flugzeug

Somit sind die Gates bereits gesetzt, was für die so wichtige Zuverlässigkeit eines Piloten oder einer Pilotin unerlässlich ist.

Die Challenges

Durch den erstellten Zeitplan kann ich mir zeitgerecht die Unterlagen anschauen und mir bereits Gedanken zu den Herausforderungen machen, die uns wohlmöglich später noch begegnen könnten. Diese sind ein zentraler Bestandteil des Pilotenbriefings, denn auf mögliche Szenarien vorbereitet zu sein bedeutet mehr Kapazität für wirklich Unerwartetes zu haben, was massgeblich zur Sicherheit beiträgt.

Konkret sind es heute eine Route, die sich ungewöhnlich weit weg von alternativen Landemöglichkeiten unterwegs befindet, sowie mögliche Störungen des GPS-Signals, mit welchem wir navigieren, und der Umgang mit Müdigkeit.

Los geht’s!

Boarding completed, alle Briefings sind gemacht, die Zahlen der Beladung stimmen und die Performance ist berechnet, also ist es Zeit, uns ready zu melden. Pünktlich geht es von der Piste 32 in Richtung Süden über die Alpen, während wir auf 37’000ft (11’300m) steigen und sich noch die letzten Sonnenstrahlen von uns verabschieden. Source: self

Mit dem Übergang zu Reiseflug wird es auch Zeit, uns mit regelmässigen Updates via ACARAS (Aircraft Communications Addressing and Reporting System) über die Wetterverhältnisse an den Flughäfen auf unserer Route zu informieren. Besonders auf einem Flug wie diesem, bei dem sich zwischen Griechenland und Ägypten nur sehr wenige Landemöglichkeiten in vorgegebener Reichweite befinden, ist dies absolut notwendig. Indem wir jederzeit einen Plan im Hinterkopf haben, wo wir hin würden, wenn es schnell gehen muss, können wird auch in diesen Umständen sicher operieren.

Hallo Afrika, adieu GPS-Signal

Der Flug neigt sich zu Ende und wir nähern uns einer weiteren Herausforderung. Mit ab und an fehlenden GPS-Signalen erreichen uns im Cockpit zahlreiche Meldungen, welche unsere Aufmerksamkeit erfordern. Da die Anflugsphase hohe Konzentration erfordert, sind wir erleichtert, das Vorgehen in diesen Fällen besprochen zu haben. Somit haben wir noch immer genug mentale Kapazitäten, um mit den Meldungen umzugehen und nach einem ILS-Anflug vorbei an den Pyramiden sicher sowie pünktlich um 01:05Uhr Schweizer Zeit auf der Piste 05C zu landen.

Durchalten bei voller Konzentration

Das hilfsbereite Bodenpersonal sorgt dafür, dass wir mit Lift-off um 02:20 Uhr Schweizer Zeit die Heimreise antreten können. Nach knapp 4h Flug beginnen wir mit den Landevorbereitungen um wenig später, um 06:26 Uhr, mit der aufgehenden Sonne aus dem Osten auf der Piste 34 aufzusetzen. Nach der Verabschiedung der Gäste und Übergabe des Flugzeugs an die nächste Crew, begeben wir uns in den wohlverdienten Feierabend oder in anderen Worten – ins Bett.

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