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Im Heli gegen das Feuer

Im Kanton Graubünden wütet ein verheerender Waldbrand. Abends um 21 Uhr klingelt sein Telefon, am nächsten Morgen ist Thomas Hügli (36) in der Luft.

Zwischen Weihnachten und Neujahr hat Thomas Hügli frei. Zusammen mit seiner Frau und seinen beiden Töchtern besucht er ein Musical. Auf der Bühne geht es dramatisch zu und her. Im selben Augenblick aber spielt sich 200 Kilometer weiter südöstlich in den Bergen ein viel grösseres Drama ab: Im Kanton Graubünden steht der Wald in Flammen.

Eine rasche Entscheidung

Noch bevor der Vorhang fällt, laufen die Drähte zwischen den Behörden und der Luftwaffe heiss. Bereits auf dem Heimweg vom Musical ruft die Einsatzzentrale an. Für Thomas Hügli ist sofort klar: «Wir müssen helfen, denn genau für solche Einsätze werden wir ausgebildet.»

Jetzt geht alles sehr schnell: Am nächsten Morgen Punkt 0700 meldet sich der Helikopterpilot zusammen mit seinen Kameraden auf dem Luftwaffenstützpunkt Alpnach – eine Stunde später landen die drei Super Pumas der Schweizer Armee auf dem Fussballplatz in Soazza. Oben am Berg frisst sich das Feuer immer mehr in den Schutzwald hinein. Die Einsatzkräfte müssen rasch handeln.

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Am Limit der Maschine

Die Löscharbeiten gestalten sich schwierig. Im Tal bläst ein heftiger Wind, dessen Böen Geschwindigkeiten von bis 80 km/h erreichen. Diese fachen nicht nur das Feuer kräftig an, sondern sorgen auch für unruhige Flüge. Dazu kommt, dass die Helikopter permanent am Limit ihrer Leistung fliegen, weil so viel Wasser wie möglich aufs Mal abgeworfen werden muss. Thomas Hügli erinnert sich: «Zeitweise waren bis zu sieben Helis in der Luft. Da musst du jederzeit im Bild sein, wo die anderen sind. Dies verlangt äusserste Konzentration und eine perfekte Abstimmung über Funk – umso mehr, wenn starker Rauch unsere Sicht behindert.»

Ein anspruchsvoller Einsatz

Unermüdlich fliegen die Helikopterpiloten Einsatz um Einsatz. «Nach eineinhalb Stunden muss der Heli betankt werden. Da hast du maximal 15 Minuten Pause, danach gehts gleich weiter. Das sind lange, intensive Tage. Aber am Abend weisst du, was du geleistet hast.» sagt Thomas Hügli. Im Verlauf jener Woche werfen die Piloten in über 200 Flugstunden fast 2500 Tonnen Wasser über dem Brandgebiet ab. In enger Zusammenarbeit mit der Feuerwehr gelingt es ihnen schliesslich, die Ausbreitung des Feuers zu stoppen.

Traumberuf Helipilot

Seit 2005 ist Thomas Hügli Helikopterpilot der Schweizer Luftwaffe, und sein Beruf begeistert ihn noch immer: «Kein Tag ist wie der andere. Diese Vielfalt in Verbindung mit dem Fliegen macht meinen Beruf zu einem Traumberuf. Und wenn wir mit unseren Einsätzen Menschen helfen können – was will man mehr?» sagt Thomas Hügli und lacht. Sein Telefon klingelt: Der nächste Einsatz steht an.

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