SPHAIR beschreibt Marc Lüchinger heute als riesige Chance, erste Erfahrungen in der Fliegerei zu sammeln und sein Potenzial als Pilot abzuklären. «Während des Screenings musste ich vor Militärpiloten und Psychologen einen Vortrag über mich selbst halten und diese überzeugen – für mich als 17-Jähriger ein prägender Moment», erinnert er sich. Am Ende des SPHAIR Flugkurses erhielt er die Empfehlung als Militärpilot. «SPHAIR hat mich in meinem Berufswunsch bestätigt, ich bin sehr dankbar für diese Chance. So konnte ich früher fliegen als Auto fahren», lacht er.
Ganz geradlinig verlief der Weg ins Cockpit dann aber doch nicht: Während der weiteren Eignungsabklärung stellte man bei ihm eine verdrehte Wirbelsäule fest. Ein Befund, der seiner Karriere als Militärpilot ein jähes Ende setzte. «Das war hart, ich konnte ja nicht einmal etwas dafür», erzählt Marc Lüchinger. Doch anstatt den Kopf in den Sand zu stecken, suchte er das Gespräch mit Piloten und recherchierte nach weiteren Möglichkeiten. «Für mich gab es keine andere Berufsoption, sondern nur eines: durebisse.» Dabei machte er erstmals die Erfahrung, dass der Teamgeist unter Pilotinnen und Piloten hoch ist. «Wenn einer einen Rückschlag hat, fangen ihn die anderen auf. Die Gespräche haben mir Mut gemacht, meinen Traum weiterzuverfolgen», erzählt er. Und so startete er mit 20 Jahren die Ausbildung zum Airlinepiloten bei Horizon Swiss Flight Academy und wurde im September 2018 als First Officer bei Helvetic Airways angestellt. «Die Leute sind schon überrascht, wenn ich ihnen sage, dass ich mit 23 Jahren schon Pilot bin», schmunzelt er.
Im Januar 2019 absolvierte der junge Pilot seinen ersten Passagierflug von Zürich nach Bordeaux. «In der Nacht davor konnte ich vor Nervosität kaum schlafen, aber dann hat einfach alles reibungslos funktioniert. Ein tolles Gefühl, wenn man sich von zufriedenen Passagieren verabschieden kann», erzählt er. Marc Lüchinger schätzt die Arbeit bei Helvetic, einer kleinen, aber feinen Fluggesellschaft mit rund 450 Mitarbeitenden. «Da wir nur Kurz- und Mittelstrecken fliegen, geht es im Cockpit meistens sehr dynamisch zu und her. Zudem mache ich pro Tag zwei Landungen, da bekommt man Routine», erklärt er. Und die kann er brauchen, denn die Arbeit als Pilot bringt täglich neue Herausforderungen – dichter Flugverkehr über stark frequentierten Flughäfen, stürmisches Wetter, schlechte Sicht. «Jeder Tag ist anders, als Pilot hat man nie ausgelernt.»
Schon in wenigen Jahren steht Marc Lüchinger der Wechsel zum Captain bevor. Die Ausbildung zum Fluglehrer reizt ihn ebenfalls. Und auch intern stehen ihm zahlreiche Entwicklungsmöglichkeiten offen, sei es im Bereich Flight Operations oder in Zukunft als Führungskraft. Im Moment ist für ihn jedoch das Schönste, dass sein Berufstraum in Erfüllung gegangen ist. «Es klingt nach Klischee, aber da oben erlebt man die schönsten Sonnenuntergänge», schwärmt er. In seinem Beruf sieht er aber nicht nur persönliche Erfüllung, sondern versteht sich auch als Dienstleister: «Reisen ist eine Form von Bildung – ich ermögliche den Menschen, die Welt zu entdecken und andere Kulturen kennenzulernen», sagt er. Ein Bedürfnis, dem er selbst gerne nachgeht: «Ich reise selbst sehr gern. Manchmal fliege ich eine Destination an und denke, diesen Ort würde ich jetzt auch gern entdecken.» Gedacht, getan: Seine nächsten Ferien verbringt Marc Lüchinger in Brindisi – eine Destination, die er bisher nur aus der Luft kennt.